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Abenteuer

Wie das Mittelalter, nur fantastischer!
Seit einem schicksalshaften Tag ist die Energiebalance in Zyronia so instabil, dass sich die Tier- und Pflanzenwelt grundlegend gewandelt hat. So gibt es neben Menschen allerlei intelligente Spezies, die von den Spielern verkörpert werden können. Diese Spezies leben seit mehreren Jahrhunderten mehr oder weniger friedlich zusammen, doch nun findet die Truppe Hinweise auf einen Hinterhalt, der im Endeffekt große Auswirkungen auf das ganze Land haben würde. Doch neben diesem Hauptstrang der Geschichte ranken sich noch unzählige Legenden und Sagen um Schätze, Orte und Personen in Zyronia, die die Spielergruppe nicht am Wegesrand liegen lassen wird. In dieser abenteuerreichen Welt haben wir als ZyroniaPnP Gruppe über zwei Jahre mit regelmäßigen Sitzungen verbracht und jede davon war ein großer Spaß.

Kapitel 1: Zum reitenden Pferd
Podcast zum Kapitel:
Es war bereits die dritte Portion Haferschleim gewesen, die Apohpis, auf dem Stuhl zusammenfaltet, verschlang, als er aus dem Augenwinkel ihn zwei smaragdgrüne Augen anfunkeln sah. Genervt legt er den geschnitzten Löffel in die Schale und warf er einen Blick über seine rechte Schulter. In der Ecke der Taverne sah er eine vermummte Gestalt auf einer der alten Holzbänke sitzen. Die Taverne zum reitenden Pferd war zu dieser späten Stunde immer noch gut gefüllt gewesen. Eine Handvoll Menschen leerten Bierkrug um Bierkrug, die Stimmung war entspannt und die einzelnen Gespräche der Geste wurden von einem leise klimpernden Barden am Kamin untermalt. Als sein Beobachter den Schulterblick zu bemerken schien, erhob er sich lautlos aus seinem Sitz und schritt zu ihm hinüber.
Die Person nahm, ohne eine Erlaubnis abzuwarten, gegenüber von Apophis auf dem Stuhl Platz, der einer der einzigen unbesetzten gewesen war. Apohpis hatte sich absichtlich diesen Platz ausgesucht, um in Ruhe seinen zwar nicht gerade köstlichen, aber zumindest sättigenden Getreidematsch essen zu können und fühlte sich nun von der Gestalt im Mantel belästigt. Ohne von seiner Schüssel aufzublicken, fragte er gelassen, aber doch angefressen: „Wasss willssst du, Elb?“ Die Smaragde hatten ihn augenscheinlich verraten. „Warum starrssst du mich von hinten an und stiehlssst mir meine Ruhe?“, fuhr er fort. Der Elb nahm die Kapuze von seinem Kopf und es kamen tatsächlich zwei spitze, bleiche Ohren hervor, die von langen blonden Haaren gerahmt wurden. Er schüttelte die Kapuze etwas aus, um sie richtig sitzen zu lassen und strich sich mit der Hand eitel über seinen Schopf. Dann rutschte er mit dem Stuhl noch etwas heran, bis sein Mantel den Tisch berührte.
„Einen Wurm wie dich, kann man ja nur anstarren“, murmelte er halblaut vor sich hin. Apophis hatte diese Beleidigung durchaus mitbekommen, jedoch war er überaus schlechteren Umgangston gewohnt und hatte in einer Taverne voller Trunkenbolde nichts anderes erwartet. Außerdem konnte er es dem Elb nicht verdenken, denn ein Naga, wie er, war in Humera, der Hauptstadt der Menschen doch ein recht seltener Anblick. Den unteren, schlangenschwanzartigen Teil seines Körpers, hatte er auf dem Stuhl aufgewickelt wie einen Turban. Sein mit Schuppen besetzter, menschenähnlicher Oberkörper war in eine leichte Rüstung gehüllt. Nun richtete er doch langsam seinen drachenartigen Schädel und die darin versenkten, topazgelben Schlitzaugen auf sein Gegenüber, dessen kantiges, aber doch seidenweiches und kreidebleiches Gesicht ihn leicht angewidert und abschätzig ansah.
„Jetzt sag schon, was du willst oder verpiss dich endlich wieder“, säuselte der Schlangenmensch wiederholt. Ihm war es langsam lästig die ganze Zeit beim Essen beobachtet zu werden, wie ein Eichhörnchen, dass genüsslich an einer Haselnuss nagte. „Ich habe dich in den Gossen gesehen, wie du Ratten gefressen hast“, bekundete der Elf, „Du scheinst ja nicht gerade bei gutem Gulden zu sein.“ Apophis, der tatsächlich seit Tagen nichts anderes gegessen hatte, als ein paar magere Straßenratten und Haferschleim in den verschiedenen Tavernen Humeras, ließ sich nichts anmerken und entgegnete bloß: „Ich hatte euch Elben immer für weltgewandter gehalten“, der Elb hob seine Nase noch höher als sie bisher saß, „Ein gebildeter Schnösel, wie du, sollte eigentlich wissen, das es für Naga nichts Ungewöhnliches ist, Nagetiere zu essen.“ Der Elb entgegnete: „Das ist mir durchaus bewusst, aber darüber hinaus weiß ich auch, dass Ratten nicht wirklich die Lieblingsspeise euresgleichen ist, sondern eher eine Art Notbeköstigung.“ Apophis blieb stumm, der Elb hatte recht. Er hatte seine Schüssel gelehrt und wollte am liebsten direkt verschwinden. „Mein Name ist Sep Grünholz“, platzte es aus dem Elb heraus, als er bemerkte, dass Apohis seine Windungen von Stuhl lösen wollte. Apophis wusste, was es bedeutete, wenn sich ein Elb vorstellte, er wollte ein Geschäft tätigen. „Ich verstehe, dass Ihr in einer prekären Lage stecken und möchte Ihnen ein Angebot unterbreiten“, führte der Elb fort, „Als Abkömmling eines elbischen Aldelsgeschlechts, biete ihn Euch reiche Entlohnung, wenn Ihr mir bei meiner unverhofft eiligen Dringlichkeit zur Seite steht.“
Den Namen des Elben hatte Aphohis so schnell wieder vergessen, wie er ihn ausgesprochen hatte, doch bei dem Wort „Entlohnung“ beschloss er sich doch noch einmal seine Hörmuscheln zu spitzen. Der Elb war also in einer Notlage und bot ihm Geld, ihn zu begleiten. Da er einige Gulden gut gebrauchen konnte und momentan nichts Besseres zu tun hatte, als gerade so über die Runden zu kommen, hakte er interessiert und misstrauisch nach: „Und was soll die Entlohnung sein?“ Sep sah ihn prüfen an und erweiterte: „Die Entlohnung wird selbstredend ihn baren Goldmünzen gezahlt, die Menge hängt ganz von der uns bevorstehenden Herausforderung ab. Zusätzlich wird euch der Dank des ganzen Elbenvolks sicher sein.“ Mit den ersten Punkten hatte Apophis bereits gerechnet, doch der letzte ließ ihn stutzig werden. Der Dank des ganzen Elbenvolks, hier schien es um etwas weit größeres zu gehen, als einen einfachen Gefallen. „Und was ist diese Dringlichkeit, bei der Ihr meine Hilfe benötigt und die mir solchen Ruhm einbringen soll?“, fragt er. „Darüber kann ich leider erst sprechen, wenn ihr mir zusagt, die Informationen sollen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an die Öffentlichkeit gelangen, wenn Ihr versteht“, gab der Elb zu.
Ein waghalsiges Abenteuer sah Apophis keineswegs als eine gute Idee an, jedoch würde sie seinem Leben eine neue Wendung geben und obendrein einen guten Ruf und eine beträchtliche Belohnung, wenn sie doch von einem Adligen kam. Dass der Elb bei einem Auftrag großer Tragweite für sein Volk nicht im Vorhinein über Details sprechen konnte, leuchtete ihm ein, auch wenn das natürlich ein weiteres Risiko darstellte. Nach einem Moment angestrengten Grübelns, in dem er mit seinen Augen in sein Hirn zu schielen schien und seine gespaltene Zunge in seinem Maul umherwandt, sagte er zu: „Gut, ich helfe dir, Elb, solange ich mich auf die Belohnung verlassen kann und du mich nicht in den Tod stürzt.“ Sep reichte Apophis die Hand und der schlug ein, worauf der Elb besiegelnd sagte: „So möge uns die Mission gelingen!“ Aphophis zog es zwar vor Fremdscham die Gallenblase zusammen, als er das hörte, doch war er von Elben nichts anderes gewohnt.
„Nun, was ist denn die ach so wichtige Mission, von der du die ganze Zeit sprichst?“, wollte Apophis nun endlich wissen. Der Elb kramte etwas aus einer seiner Manteltaschen hervor. Es war ein Brief, dessen mit goldenem Wach gegossenes Siegel bereits gebrochen wurde. „Am besten, ich lese es dir direkt vor, ich gehe nicht davon aus, dass du Elbisch lesen kannst.“ fing er an, ohne Apophis zu fragen, ob das denn der Fall wäre. „Sehr geehrter Sepharon von Grünholz, wir erbitten eure Unterstützung der Garde des Reiches, bei der Suche nach unserer gestern Nacht verschwunden, allseits geliebten Prinzessin Regentin, Magnola Agnatha von Elbenwald.Ihr Vater lässt nach allen verfügbaren Kräften schicken und bittet diese, weitere Hilfe anzuheuern, als gleich diese bloßstellende Situation so geheim wie möglich zu halten ist. Es ist Eile geboten, erster Schreiber Erasmus Eschenkranz in Auftrag seiner Majestät, dem König des Elbenvolks, Remus der vierte von Elbenwald.“
„Dieser Brief ereilte mich heute Morgen und seit dem bin ich auf der Suche nach helfenden Händen, die dem Golde meines Volkes würdig sind“ fügte er hinzu. „Moment, also du wurdest einberufen, um die entlaufene Göre des Schnöselkönigs zu finden und ich soll dich dabei unterstützen?“ machte sich Apophis über die Situation lustig. „Wenn ich bitten dürfte, dass Ihr Eurem neuen Auftraggeber und König eines benachbarten Volkes mit etwas mehr Respekt gegenübertreten“, tadelte der Adelige. „Außerdem seit Ihr nicht die einzige Person, die ich um Hilfe gebeten habe, ich war ja bereits den ganzen Tag auf der Suche nach geeigneten Mitstreitern“, erzählte der Elb, als Apophis verärgert einwarf: „Ach jetzt muss ich mir die Belohnung auch noch teilen? Das wird ja immer besser!“ „Keine Angst, es wird genug Gold für alle vergeben werden, sobald die Prinzessin wohlbehalten zurückgekehrt ist.“ versuchte der Elb das aufgebrachte Schlangenmonster zu besänftigen. „Und wo sind diese anderen Hansel, wenn ich fragen darf?“, wollte Apophis wissen. Der Elf drehte sich auf seinem Stuhl um und zeigte so unauffällig wie möglich auf einen stark gerüsteten Mann, der an einem Tisch auf der anderen Seite der Taverne saß. „Dort hinten sitzt Atlas, mit ihm habe ich zuvor ebenfalls dieses Abkommen getroffen.“ Er drehte sich wieder um und fügte hinzu: „Außerdem habe ich heute Mittag auf dem Markt einen weiteren getroffen, der uns ebenfalls beistehen wird“. Apophis war einerseits beeindruckt, dass der Elb an einem Tag so viele für seine Mission gewinnen konnte und andererseits skeptisch, wie er es immer war, gegenüber seinen neugewonnen Kollegen.
Kapitel 2: Gemischte Truppe
Nachdem Apophis seine Portionen Haferschleim bei der Magd mit drei Silberlingen bezahlt und sein Geschirr weggebracht hatte, kam er zurück zum Elb an den Tisch. „Wir treffen uns morgen vor dieser Taverne und brechen auf zum Elbenwald“, verabredete Sep mit ihm. „Atlas und Bayne werden auch hier sein.“ Apophis nickte seufzend und sah über Sep’s Schulter hinweg, wie Atlas sich bereits auf dem Weg die Treppe hoch in Richtung der mietbaren Schlafzimmer befand. Sep stand auf, zog sich seine Kapuze wieder über die Ohren und verabschiedete sich mit einem „Dann bis morgen“ und legte seine Hand auf die Schulter von Apophis, als er an ihm vorbei Richtung Ausgang ging. Dieser zog sie reflexartig weg und verharrte noch eine Weile auf seinem Stuhl, bis ihn die Wirtin fragte, ob er denn ein Zimmer gemietet hätte. Er verstand den Aufruf und verschwand aus der Schenke, ohne weitere Worte zu verschwenden. Er würde in dieser Hauptstadt schon irgendwo ein Plätzchen finden, an dem er die Nacht verbringen konnte. Vor der Tür des Hauses, verging ihm endgültig die gute Laune, als ihm die ersten dicken Regentropfen auf das beschuppte Haupt prasselten. Er schlängelte eine ganze Weile durch die nächtlichen Gassen, die nur noch schwach und vereinzelt erleuchtet und lediglich von ein paar Trunkenbolden genutzt wurden. Unbemerkt, da diese sowieso nicht mehr geradeaus gucken konnte, schlich er sich in einen Pferdestall in der Nähe und vergrub sich im Heu. Das war zwar selbst für seine dicke Schlangenhaut alles andere als gemütlich, aber er konnte sich nicht mehr leisten und immerhin blieb er so vom Regen verschont.
Am nächsten Tag schlängelte er sich so unauffällig wie möglich aus dem Stall, um die Pferde nicht zu scheuen und gar ihre Hufe zu spüren zu bekommen. Vor dem Gebäude richtete er sich auf, als niemand zu sehen war und bürstete einige Strohhalme von seinem Hemd. Als er keinen kratzigen Halm mehr entdecken konnte, machte er sich auf den Rückweg zur Taverne. Er erkannte die skurrile Mischung von Gefährten, die sich bereits vor der geschlossenen Tür der Schenke versammelt hatten, schon aus einigen Metern Entfernung. Der Elb, der sich heute nicht unter seinem dicken braunen Mantel versteckte, hielt wohl nach ihm Ausschau, so wie er auf der grob gepflasterten Straße hin und her lief und sich umsah. Apophis vermutete, dass er es tatsächlich eilig hatte, da der Elf erleichtert aufatmete, als er ihn entdeckte. Hinter Sep lehnte der Mensch, Atlas, mit einem Fuß an der Hauswand und schnitzte mit seinem Dolch an einem Stück Holz herum. Der Mitte dreißig jährige Lockenkopf sah erst auf, als Sep ein grummeliges: „Da ist er ja endlich“, von sich gab. Neben den Beiden stand außerdem ein Zentaur, ein Wesen, dessen menschlicher Oberkörper ab der Hüfte in den Schulterbereich eines Pferdes übergeht. Das musste wohl Bayne sein, den der Elb am gestrigen Abend ebenfalls erwähnt hatte. Dieser massiver Koloss, das wohl einst einem prächtigen Hengst in nichts nahestand, war schon etwas in die Jahre gekommen und hatte seine Bestform hinter sich gelassen. Dennoch hatte Apophis keine Lust, dachte er sich, es mit seinen kräftigen Hufen oder seinem Speer aufzunehmen, den er mit sich führte.
Wie erwartet, wurde er nicht mit einem „Guten Morgen“, sondern vom verstimmten Elb mit: „Na endlich“, begrüßt. Von Atlas kam lediglich ein neutrales Nicken und Bayne zog sich immer weiter zurück, als Apophis der Gruppe näher kam. Der Zentaur wirkte verunsichert, was so garnicht zu seinem äußeren Erscheinungsbild passte. „Verzeiht mir, mich hat gestern Abend ein hilfloser Elb wachgehalten“, erwiderte Apophis die unangenehme Stimmung und Atlas entwich ein Schmunzeln. “Na dann wollen wir mal”, forderte der Elb die Truppe auf sich in Bewegung zu setzen und rollte eine Karte der Gegend aus.
Auf dem etwa Buch großen Pergament waren diverse Landmassen zu erkennen, die allerdings auf Elbisch beschriftet waren, weshalb sie Apophis erst auf den zweiten Blick identifizieren konnte. Die Hauptinsel „Zeralon“ im rechten Teil der Karte, das vorgelagerte Atoll, „Nagarien“, das Sumpfland im Nord-Osten der Hauptinsel, aus dem er stammte, als auch die kleinere Wüsteninsel “Dragonien” im Süden war abgebildet. Der Elb fuhr mit seinem spitzen Finger über die Karten, was wohl den Weg darstellen sollte, den sie zurückzulegen hatten. Dann stoppte er in einem riesigen Waldgebiet, zumindest hatte Apophis die Andeutungen auf der Karte als solches gedeutet und wurde direkt vom Elb bestätigt: „Hier ist der Elbwald, in dem unsere Hauptstadt Ellbinar liegt, dort müssen wir hin“ erklärte er, als hätten es die anderen nicht bereits gewusst.
„Und wie kommen wir da hin?“, wollte Apophis wissen. Anstatt dem Ungetüm eine verbale Antwort zu geben, lief er mit seinem Mittel- und Zeigefinger symbolisch über die Karte. Apophis verdrehte die Augen, fasste sich mit der Hand an die Stirn und grummelte: „Das ist jetzt nicht dein Ernst, da sind wir doch locker zwei Tage unterwegs.“ „Aber es gibt doch eine ausgebaute Straße von hier bis zum Elbwald, wir könnten eine Kutsche nehmen“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Atlas hatte wohl entschlossen, auch an der Unterhaltung teilzunehmen, jedoch wurde er gleich vom Elb niedergebügelt: „Du hast wohl vergessen, wie teuer Kutschfahrten geworden sind. Selbst ich habe nicht genug Geld bei mir, um uns bis nach Ellbinar zu kutschieren. Außerdem würde unser gehufter Freund hier niemals in eine Kutsche passen“, Bayne nickte zustimmend. „Ich schaffe die Strecke an einem halben Tag im Vollgalopp“, gab er an, worauf Atlas anmerkte: „Dann könntest du uns doch in einem Karren -“, „BIN ICH EIN ESEL?“, zerschmetterte Bayne seinen Vorschlag. „Nichts gibts, ich ziehe weder Karren oder Kutschen, noch lasse ich jemanden auf meinen Rücken, ich bin doch kein blöder Gaul!“ Atlas verdrehte seine Augen und schüttelte seinen Kopf, fuhrt dann fort: „Und wenn wir uns Pferde leihen?“ Der Elb legte den Kopf schief und nickte: „Ja, das wäre eine preiswertere Alternative“, jedoch erwiderte Apophis indem er sie anstarrte, seine Arme anwinkelte und mit beiden Händen auf seinen Unterkörper zeigte. „Ach ja richtig, ihr Nudeln könnte ja nicht reiten“, sagte Sep abschätzig, worauf Bayne angeekelt das Gesicht verzog. „Also wird gelaufen!“, schloss er das Fazit.
Missmutig setzten sie sich in Bewegung durch Humera. Aus der Seitengasse hinaus, in der die Taverne lag, auf die Hauptstraße, wo wie immer reges Treiben herrschte. Hunderte von Menschen waren unterwegs in die Stadt, Wagen und Kutschen führen an ihnen vorbei, man merkte, dass Humera eine der größten Städte und Handelsposten der Region war. “Sollten wir noch etwas Proviant besorgen?” rief Bayne Sep zu, während sie sich durch den lauten Menschenstrom in Richtung Tor bewegten. “Ich habe zehn Portionen Flachbrot und etwas getrocknetes Fleisch dabei”, schrie der Elb zurück ohne sich umzudrehen. Damit war Bayne zufrieden, er kannte das Brot bereits, das unglaublich sättigend und nahrhaft war. Zehn Portionen waren für die zwei Tage mehr als genug. Atlas, der hinter den anderen dreien her lief, schnappte sich einen Apfel, als ein Bauer mit seinem Wagen an ihnen vorbeifuhr. Vorbei an zahlreichen Geschäften und Händlern, die ihnen diversen Kram andrehen wollten, bahnten sie sich ihren Weg zum nördlichen Tor, wo die einfahrenden Warenlieferungen von den Stadtwachen angehalten und befragt wurden. Verlassen konnten sie die Stadt ohne weitere Behinderungen.
Kapitel 3: Auf freier Straße
Vor der Stadt eröffnete sich die weite Ebene, die große Graslandschaft, die nahezu den kompletten süd-westlichen Teil Zerlaes bedeckte. Sie war die Heimat der meisten Menschen, die nicht in der Hauptstadt lebten. Ein frischer Wind wehte ihnen nun um die Nase und brachte das Gras zum Wellen schlagen. Vor ihnen verlief der mit Kies gestreute Weg bis zum Horizont, den Atlas als Straße bezeichnet hatte. Hier draußen war es weit weniger beschwerlich, sich entgegen des Stroms aus Leuten zu bewegen und die Truppe konnte erstmals wieder richtig durchatmen. So machten sie sich auf die lange Reise zum Elbenwald.
— Auszüge aus den Memoiren Baynes —
Tag 1:
Nach dem Aufbruch aus Humera, wo ich die letzten Nächte verbracht hatte, geschah zunächst nichts spannendes. Der Elb, Mensch und dieses ekelige Schlangenwesen waren alle etwas grummelig und nicht wirklich gesprächig. Ohne diese langsamen Zweibeiner hätte ich wahrscheinlich nicht einmal halb so lang gebraucht bis zum Elbenwald, aber gut, wir reisen zusammen.
Gegen Mittag trafen wir einen Steintroll, eines dieser Wesen, die komplett aus Stein sind und aussehen wie ein zweibeiniger Muskelprotz. Er trug einige Taschen und Rucksäcke mit sich herum. Als wir auf ihn zu kamen, zeigte er uns direkt seine Ware, die er in einem Bauchladen mit sich führte. Es waren Steine verschiedener Farben und Größen sowie einige Eicheln, Zapfen und ähnliches. Ich glaube die Schlange war etwas fasziniert von den Glitzersteinen, aber der Elb drängte uns weiter zu gehen.
Am Abend schlugen wir uns ein Lager auf, an einem anschließenden Feldweg, der laut Karte zum Elbsee führt. Dort errichtete Sep ein grünes Zelt, indem er zwei Stangen in den Boden steckte und einen grünen Stoff darüber warf, der er wiederum an den ecken am Boden befestigte. All das hatte er wohl in seinem Rucksack mit sich geführt. Das Aufstellen ging erstaunlich schnell und schon hatten die drei einen Schlafplatz. Ich passte zwar nicht ins Zelt, aber das war kein Problem, auch wenn das Gras noch leicht feucht war, zumindest regnete es heute nicht. Dann aßen wir etwas vom Brot, Atlas und die Schlange auch vom Fleisch und legten uns anschließend schlafen.
Tag 2:
Kaum waren die ersten Sonnenstrahlen zu sehen, weckte Sep uns, baute das Zelt ab und trieb uns an, weiter zu gehen. Ihm scheint wirklich viel an seiner Prinzessin zu liegen. Eigenartiges Konzept diese Königsfamilie. Nur ein paar Elben, die über alle anderen herrschen, das würde bei uns nie funktionieren. Aufstände und Kämpfe würde es geben. Auf jeden Fall haben wir alles wieder eingepackt und sind weitergezogen. Von hier aus war der Waldrand des Elbenwalds tatsächlich bereits erkennbar, gestern hatten wir ihn in der Dunkelheit nicht mehr gesehen, aber jetzt schält mehr und mehr aus dem Morgennebel.
Auf dem etwa Buch großen Pergament waren diverse Landmassen zu erkennen, die allerdings auf Elbisch beschriftet waren, weshalb sie Apophis erst auf den zweiten Blick identifizieren konnte. Die Hauptinsel „Zeralon“ im rechten Teil der Karte, das vorgelagerte Atoll, „Nagarien“, das Sumpfland im Nord-Osten der Hauptinsel, aus dem er stammte, als auch die kleinere Wüsteninsel “Dragonien” im Süden war abgebildet. Der Elb fuhr mit seinem spitzen Finger über die Karten, was wohl den Weg darstellen sollte, den sie zurückzulegen hatten. Dann stoppte er in einem riesigen Waldgebiet, zumindest hatte Apophis die Andeutungen auf der Karte als solches gedeutet und wurde direkt vom Elb bestätigt: „Hier ist der Elbwald, in dem unsere Hauptstadt Ellbinar liegt, dort müssen wir hin“ erklärte er, als hätten es die anderen nicht bereits gewusst.
„Und wie kommen wir da hin?“, wollte Apophis wissen. Anstatt dem Ungetüm eine verbale Antwort zu geben, lief er mit seinem Mittel- und Zeigefinger symbolisch über die Karte. Apophis verdrehte die Augen, fasste sich mit der Hand an die Stirn und grummelte: „Das ist jetzt nicht dein Ernst, da sind wir doch locker zwei Tage unterwegs.“ „Aber es gibt doch eine ausgebaute Straße von hier bis zum Elbwald, wir könnten eine Kutsche nehmen“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Atlas hatte wohl entschlossen, auch an der Unterhaltung teilzunehmen, jedoch wurde er gleich vom Elb niedergebügelt: „Du hast wohl vergessen, wie teuer Kutschfahrten geworden sind. Selbst ich habe nicht genug Geld bei mir, um uns bis nach Ellbinar zu kutschieren. Außerdem würde unser gehufter Freund hier niemals in eine Kutsche passen“, Bayne nickte zustimmend. „Ich schaffe die Strecke an einem halben Tag im Vollgalopp“, gab er an, worauf Atlas anmerkte: „Dann könntest du uns doch in einem Karren -“, „BIN ICH EIN ESEL?“, zerschmetterte Bayne seinen Vorschlag. „Nichts gibts, ich ziehe weder Karren oder Kutschen, noch lasse ich jemanden auf meinen Rücken, ich bin doch kein blöder Gaul!“ Atlas verdrehte seine Augen und schüttelte seinen Kopf, fuhrt dann fort: „Und wenn wir uns Pferde leihen?“ Der Elb legte den Kopf schief und nickte: „Ja, das wäre eine preiswertere Alternative“, jedoch erwiderte Apophis indem er sie anstarrte, seine Arme anwinkelte und mit beiden Händen auf seinen Unterkörper zeigte. „Ach ja richtig, ihr Nudeln könnte ja nicht reiten“, sagte Sep abschätzig, worauf Bayne angeekelt das Gesicht verzog. „Also wird gelaufen!“, schloss er das Fazit.
Missmutig setzten sie sich in Bewegung durch Humera. Aus der Seitengasse hinaus, in der die Taverne lag, auf die Hauptstraße, wo wie immer reges Treiben herrschte. Hunderte von Menschen waren unterwegs in die Stadt, Wagen und Kutschen führen an ihnen vorbei, man merkte, dass Humera eine der größten Städte und Handelsposten der Region war. “Sollten wir noch etwas Proviant besorgen?” rief Bayne Sep zu, während sie sich durch den lauten Menschenstrom in Richtung Tor bewegten. “Ich habe zehn Portionen Flachbrot und etwas getrocknetes Fleisch dabei”, schrie der Elb zurück ohne sich umzudrehen. Damit war Bayne zufrieden, er kannte das Brot bereits, das unglaublich sättigend und nahrhaft war. Zehn Portionen waren für die zwei Tage mehr als genug. Atlas, der hinter den anderen dreien her lief, schnappte sich einen Apfel, als ein Bauer mit seinem Wagen an ihnen vorbeifuhr. Vorbei an zahlreichen Geschäften und Händlern, die ihnen diversen Kram andrehen wollten, bahnten sie sich ihren Weg zum nördlichen Tor, wo die einfahrenden Warenlieferungen von den Stadtwachen angehalten und befragt wurden. Verlassen konnten sie die Stadt ohne weitere Behinderungen.